Zum Geleit: Natur in Transition: Europäische Lyrik nach 1945
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Abstract
Am 22. und 23. Oktober 2019 fand an der Universität Bergamo ein “Convegno internazionale” über „Europäische Naturlyrik nach 1945“ mit Forscher:innen aus Italien und Deutschland statt. Bei freundlichem Herbstwetter wurden „Gespräche über Bäume“ unternommen, die von Brechts bekanntem Vers über Celans Naturlyrik bis zur Legitimation eines solchen „Gesprächs“ reichten. Der Horizont der Diskussion wurde komparatistisch ausgezogen und erstreckte sich auf die französische, die luxemburgische, die englische, die italienische und die deutsche Naturdichtung. Angesichts der Ideenfülle der Beiträge entschieden sich die Initiator:innen der Tagung dazu, die Beiträge auf zwei Bände zu verteilen: auf einen Themenband über Bäume in der zeitgenössischen Naturlyrik1 und den vorliegenden Band, in den die über das Baum-Motiv hinauswachsenden Beiträge der Tagung Eingang gefunden haben. Die Konferenz sowie die beiden daraus hervorgegangenen Bände sind ein Ergebnis der Zusammenarbeit von Amelia Valtolina (Bergamo) und Michael Braun (Berlin) mit der an der Universität Trier angesiedelten DFG-Kolleg-Forschungsgruppe 2603 „Russischsprachige Lyrik in Transition. Poetische Formen des Umgangs mit Grenzen der Gattung, Sprache, Kultur und Gesellschaft zwischen Europa, Asien und Amerika“.
Die Vorträge dieser Konferenz nahmen das Wechselspiel von Geschichte und Natur im poetischen Wort, die Dialektik von Romantisierung und Dämonisierung der Natur sowie die Doppelfunktion von Modernekritik und Zivilisationsmüdigkeit im Naturgedicht in den Blick. Es ging um die Fort- oder Neuschreibung von Traditionen und Genres sowie um die Poetik und Ästhetik des Naturgedichts im kulturellen und historischen Wandel. Entsprechend rückt der Titel des vorliegenden Bandes das immer wieder in der Diskussion unter den Vortra genden hervorgehobene Transitorische des Naturbegriffes ins Zentrum.