Begriffe sind keineswegs Abbildungen von adäquat zu beschreibenden Gegenständen, sondern eher Werkzeuge, anhand derer wir uns in der Wirklichkeit mehr oder weniger wirksam ständig orientieren. Dieses gilt nicht nur für das theoretische Denken: auch im Alltag oder in der Kunstpraxis entkommt man Begriffen nicht. Ein unentbehrliches künstlerisch-kritisches Moment besteht darin, den periodisch entstehenden „Haftungsverlust“ von Begriffen zu überwinden und ihre „Greifkraft“ wiederzugewinnen. In diese Richtung arbeiten die Beiträge dieses Heftes. In Auseinandersetzung mit der sich wandelnden Realität des Theaters entwickeln sie etablierte Begriffe weiter oder loten das kritische Potenzial relativ neuer Begriffe aus, die auch außerhalb des Theaters nützlich sein könnten. Insgesamt dokumentieren sie den Versuch, nicht nur über das Theater nachzudenken, sondern auch mit Hilfe des Theaters zu denken.

Veröffentlicht: 2022-11-15